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Frauenpower bei der Nürnberger Baugruppe

2 Bauleiterinnen sprechen über ihre Karriere im Handwerk

In einer neuen Interviewreihe möchten wir euch zeigen, dass bei der Nürnberger Baugruppe junge Menschen, vor allem aber Frauen, in technischen Berufen schnell Verantwortung bei spannenden Aufgaben und Projekten übernehmen können.

Den Auftakt bilden Selina Ebert und Selina Mößner, zwei motivierte Bauleiterinnen der Bayernhaus Wohn- und Gewerbebau GmbH. Sie standen uns für ein Interview gerne zur Verfügung.

Wie bist du zur Nürnberger Baugruppe gekommen und seit wann bist du dabei?

S. Ebert: Ich habe im September 2010 mit meiner Ausbildung zur Immobilienkauffrau bei Bayernhaus Immobilien begonnen. Im Rahmen der Ausbildung habe ich ein Praktikum sowohl bei der Bayernhaus Wohn- und Gewerbebau GmbH als auch bei Tauber Bau absolviert. Nach der Ausbildung habe ich noch ca. ein Jahr gearbeitet, dann gekündigt und war für 1,5 Jahre im Ausland. Nach meiner Rückkehr habe ich mein Studium des Bauingenieurswesens begonnen und währenddessen bei Bayernhaus Immobilien Praktika gemacht und als Werkstudentin unterstützt. Seit Juli 2019 bin ich nun fest bei der Bayernhaus Wohn- und Gewerbebau GmbH angestellt.

S. Mößner: Ich bin im Rahmen meines Vorpraktikums für das Bauingenieurstudium 2015 zur Firma Tauber Bau gekommen. Ab Februar 2017 arbeitete ich dann als Werkstudentin im Bereich der Bauleitung bei Tauber Bau/Bayernhaus. Im Herbst 2019 übernahm ich nach Abschluss meines Bachelorstudiums eine Teilzeitstelle in der Bauleitung bei Bayernhaus. Voraussichtlich ab diesem Sommer werde ich nach dem Abschluss meines Aufbaustudiums in Vollzeit arbeiten.

Seid ihr zufrieden mit eurer Berufswahl?

S. Ebert: Ich habe schon in ganz viele Berufe hineingeschnuppert und muss sagen, dass ich hier die für mich richtige Balance aus Büroarbeit, Arbeit mit Menschen und der Möglichkeit, Außentermine wahrnehmen zu können, gefunden habe.

S. Mößner: Ich bin sehr zufrieden mit meiner Berufswahl. Die Abwechslung zwischen Büroarbeit und der Tätigkeit auf der Baustelle stellt für mich den idealen Ausgleich dar.

Das klingt alles sehr positiv. Gibt es aber vielleicht auch Kehrseiten, die der Beruf mit sich bringt?

S. Ebert: In der Baubranche wird man immer wieder mit Situationen konfrontiert, die man weder vorhersagen noch beeinflussen kann. So kann die eigene Planung noch so gut durchorganisiert sein, ein kleiner Faktor kann allerdings in kürzester Zeit alles wieder über den Haufen werfen, was teilweise sehr frustrierend sein kann. Und dann ist es natürlich auch so, dass man als Bauleiterin die klassischen Büroarbeitszeiten im Regelfall nicht zu erwarten hat. Wenn andere KollegInnen Feierabend machen, müssen in unserem Bereich nicht selten Überstunden gemacht werden.

S. Mößner: Als Bauleiterin trägt man eine große Verantwortung für das Gelingen, aber auch für die Sicherheit der Baustelle. Aus diesem Grund sind Überstunden in den Hochphasen keine Seltenheit und oft ist auch das „Abschalten“ nach Feierabend nicht möglich.

Wie ist es als Frau in einem eher männerdominierten Beruf?

S. Ebert: Im Alltagsgeschäft merke ich keinen wirklichen Unterschied zu den anderen Berufszweigen. Die Resonanz, die ich bisher erhalten habe, ist sogar sehr positiv. Viele sind gerade bei der ersten Begegnung sehr interessiert, wie es einen als Frau in diese Branche verschlägt, sind jedoch von der Entwicklung sehr angetan, die der Zuwachs an Frauen in der Baubranche mit sich bringt. Vorurteile gegenüber Frauen in der Bauleitung kommen vor, gehören jedoch eher der Seltenheit an. So werden uns manchmal Eigenschaften wie Beharrlichkeit, die bei Männern positiv angesehen werden, negativ ausgelegt, im Sinne von Sturheit und Zickigkeit. Auch kommt es immer mal wieder vor, dass die eigene Leistung unterschätzt wird. Wenn es um das Thema Gehalt oder andere Privilegien geht, bei denen Männer immer noch bevorteilt werden, sieht man schon, dass es sich um eine männerdominierte Branche handelt. Das beginnt bereits in der Zeit als Werkstudent, geht über die Einstellung bis hin zu den Gehaltsverhandlungen im Angestelltenverhältnis. Frauen müssen für die gleiche Bezahlung deutlich mehr kämpfen.

S. Mößner: Im Großen und Ganzen würde ich behaupten, dass es keinen gravierenden Unterschied gibt. Die Tätigkeiten und Aufgaben sind die Gleichen. Momentan hat man eher mit der Tatsache zu kämpfen, dass man als Jungbauleiter erst noch Erfahrungen sammeln muss und die älteren Personen sind anfangs noch oft skeptisch. Hier gilt es dann den richtigen Ton und Umgang zu finden, damit sowohl Jung und Alt voneinander lernen können.

Oft hört man ja, dass in der Baubranche ein rauer Umgangston herrscht. Ist das wirklich so?

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S. Ebert: Nein, ich würde den Umgangston eher als direkt bezeichnen, was ich jedoch sehr erfrischend finde. Man sagt sich die Meinung, wenn etwas nicht passt, lässt es dann aber auch auf sich beruhen. Seifenopernszenarien, wie man sie häufig aus dem Büro kennt, gibt es auf den Baustellen daher so gut wie nicht. Sicherlich trägt aber die Anwesenheit einer Frau positiv zum Umgangston bei.

S. Mößner: Ich würde den Umgangston auch nicht als rau, sondern eher als offen und ehrlich bezeichnen. Es ist schon so, dass die Anwesenheit einer Frau stark zu einem netteren und entspannteren Umgangston auf der Baustelle beiträgt.

Worin genau besteht deine Aufgabe als Bauleiterin?

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S. Ebert: Einfach gesagt, die Baustelle muss laufen und das habe ich als Bauleiterin zu organisieren. Das bedeutet von Materialabrufen, über das Terminieren von Bauzeitenplänen bis hin zur Budgetkontrolle und Rechnungsprüfung obliegt es mir, das Bauvorhaben zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen.

S. Mößner: Ich bin für die gesamte Organisation und den Ablauf der Baustelle verantwortlich. Kurz gesagt, überwache ich die Termine, Kosten und Qualität des Bauvorhabens.

Was muss eine gute Bauleiterin können?

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S. Ebert: In der Bauleitung ist es wichtig, stets die Nerven und vor allem den Überblick über seine Termine und Kosten zu behalten. Der Spaß am Organisieren und die Fähigkeit lösungsorientiert zu denken, sollten vorhanden sein, um auf Unvorhersehbares schnell und effizient reagieren zu können. Ein freundliches, aber selbstsicheres und bestimmtes Auftreten gegenüber Vertragspartnern ist wichtig, um sich nicht über den Tisch ziehen zu lassen. Und gerade als Frau sollte man nicht zu zart besaitet sein, um auch mal den ein oder anderen Konter geben zu können.

S. Mößner: Wie Selina schon sagt, müssen wir gut organisieren und planen können. Man muss aber auch auf unvorhergesehene Umstände spontan und flexibel reagieren.

Gibt es Projekte, an die du dich besonders gerne erinnerst?

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S. Mößner: An meine ersten Projekte als Werkstudentin erinnere ich mich gerne zurück. Dabei konnte ich erste Eindrücke von der Tätigkeit einer Bauleiterin sammeln. Anfangs war ich eher skeptisch, ob der Beruf wirklich der richtige für mich ist, jedoch lernte ich in meiner Zeit als Werkstudentin sehr viel und übernahm immer mehr Aufgaben selbstständig. So konnte ich die Rolle einer Bauleiterin hineinwachsen.

Welche Projekte stehen bei dir aktuell an?

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S. Ebert: Aktuell leite ich mein erstes Bauvorhaben, ein Studentenwohnheim mit 46 Apartments in Nürnberg. Es stellt schon eine große Herausforderung dar, da es mein erstes eigenes Bauvorhaben ist. Gleichzeitig übernehme ich aber auch zum ersten Mal die Rohbauleitung für die Firma Tauber Bau, was auch wieder eine neue Erfahrung für mich darstellt.

S. Mößner: Nach Abschluss meines Studiums im Sommer 2021, startet mein erstes Bauvorhaben, die Errichtung von 24 Eigentumswohnungen in Schwaig. Hier werde ich die Schlüsselfertigbauleitung für Rohbau und Ausbau übernehmen.

Was macht dir an deinem Job am meisten Spaß?

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S. Ebert: Die Arbeit ist unfassbar abwechslungsreich. Ich lerne nie aus und werde immer aufs Neue vor Herausforderungen gestellt, die mich fordern und damit sowohl in persönlicher wie auch beruflicher Hinsicht weiterbringen. Entgegen anderer Berufe sehe ich zudem tagtäglich die Resultate meiner Arbeit, was, wenn es gut läuft, sehr erfüllend sein kann. Vor allem aber der Umgang bzw. die Zusammenarbeit mit dem Baustellenteam macht mir wahnsinnig viel Spaß.

S. Mößner: Am meisten Spaß macht mir das Arbeiten vor Ort auf der Baustelle. Die Zusammenarbeit mit den KollegInnen, die alle das gleiche Ziel verfolgen, die Baustelle bestmöglich abzuwickeln.

Wie würdest du dich mit 3 Charaktereigenschaften beschreiben?

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S. Ebert: Zielstrebig, selbstbewusst, aufgeschlossen

S. Mößner: Freundlich, zielstrebig, fleißig

Vielen Dank euch beiden für das Interview. Wir haben sehr interessante Einblicke in eure Arbeit als Bauleiterin bekommen und wünschen euch weiterhin viel Erfolg und gutes Gelingen bei euren Projekten.

Auch die Geschäftsleitung der Nürnberger Baugruppe unterstützt aktiv junge Menschen, Verantwortung zu übernehmen und erfolgreich zu sein:

„Ich freue mich immer sehr und unterstütze das aktiv, wenn viele junge Menschen in unserer Gruppe ihre berufliche Heimat gefunden haben. Ganz besonders stolz bin ich, wenn - in im Augenblick noch eher männerdominierten Berufen wie der Bauleitung - unsere Kolleginnen Frau Ebert und Frau Mößner schon in jungen Jahren erfolgreich sein können und Verantwortung übernehmen."

Thomas Drill, Geschäftsführer der Nürnberger Baugruppe